Ubisoft und die Absurdität der Preise

Das neue Star Wars Spiel „Star Wars Outlaws“ von Ubisoft spaltet jetzt schon die Gemüter und dies Monate vor dem Release. Die Kritik ist allerdings nicht unbegründet, wenn man sich die Preise anschaut, die für die unterschiedlichen Versionen des Spiels verlangt werden.

Was ist das Problem?

Der Trailer zu „Star Wars Outlaws“ ist erschienen und verrät damit den Release Termin (30.08.2024) und den Preis. Soweit ereignislos, allerdings ist das Spiel nicht zu einem Preis erhältlich, sondern zu vier verschiedenen Preisen. Denn wie es typisch für aktuelle Videospiele ist, erscheint das Spiel in mehreren digitalen Editionen.

Die Preistabelle von Star Wars Outlaws

Die „normal“ Version

Zum einen wird das Spiel für 69,99€ für die Standardversion angeboten, was normaler Industriestandard ist, inklusive eines Vorbestellerbonus. Was da wohl drin sein könnte, denkt ihr euch? Was soll ich euch sagen; es sind zwei, einfach nur ZWEI kosmetische Items. Keine Ahnung, wen das aus dem Keller lockt, aber gut gibt’s quasi für umsonst beim Kauf des Spiels dazu.

Kosmetische Items als Vorbesteller Bonus.

Die Gold Edition

Der interessantere Teil kommt aber jetzt! Die Goldedition kostet schon 109,99€ und beinhaltet kostbare Schätze: einen Season Pass und drei Tage Vorabzugang, den Vorbestellerbonus nicht zu vergessen! Und hier fängt es schon an absurd zu werden. Allein dass es bei Ubisoft Spielen immer wieder Season Pässe gibt, als würde man einen Shooter, wie Call of Duty oder Battlefield spielen, ist nicht absurd genug, denn bei den Shootern beispielsweise wurde durch den Season Pass weiterer Content hinzugefügt, der zum Release des Hauptspiels noch nicht fertig war. Diese Methode wurde immer mehr durch das Konzept von Games-as-a-Service abgelöst. Hierbei wird das Spiel kostenlos mit neuem Content erweitert und als Konsument kauft man sich stattdessen kosmetische Gegenstände.

Bei Star Wars Outlaws handelt es sich um ein klassisches Singleplayer Spiel, welches sich auf eine lineare Geschichte konzentriert. Früher hätte es noch richtige Addons gegeben, die das Spiel nicht nur erweitert haben, sondern auch regelrecht verbessert hätten, wie es noch beispielsweise bei Diablo III mit Reaper of Souls der Fall war. Outlaws hingegen bietet nun für satte 40€ mehr EINE Mission und wieder ein paar kosmetische Items zum Start dieser Edition an. Dies wirkt so lieblos rein gepresst, dass sie höchstwahrscheinlich noch im Hauptspiel enthalten waren, dann entfernt und nachträglich für die Goldedition hinzugefügt wurden.

Season Pass und noch mehr kosmetische Items.

„Aber ich bekomme auch etwas für mein Geld!“

Nun könnte man sagen: „Hey, es kommen ja zwei ganze DLCs nach!“ und das ist auch richtig, allerdings kann hierbei NIEMAND sagen, in welchem Umfang und in welcher Qualität diese DLCs sein werden. Und da man noch nicht einmal die Qualität des fertigen Produkts kennt, ist es noch nicht garantiert, ob dieser Inhalt besser, schlechter oder gleichwertig zum Hauptspiel ist. Dieser Season Pass ist somit nichts Weiteres, als eine reine Spekulation.

Jedoch ist für mich der neuste Negativtrend das Werben mit Vorabzugängen. Nichts macht für mich weniger Sinn, als für ein noch nicht fertiges Produkt zu bezahlen, nur damit ich es schon vorher spielen kann. Nur nochmal zur Erinnerung für euch da draußen: die meisten Spiele kommen heutzutage selbst zum eigentlichen Release unfertig auf den Markt und dies trotz des Vollpreises, welchen man bezahlt. Diese Entwicklung kann man seit Cyberpunk erkennen und sorgt dafür, dass man ein Produkt kauft, was von seiner Qualität im besten Falle noch als Beta-Status bezeichnet werden kann oder ganz einfach gesagt: IHR seid Early Access Nutzer eines unfertigen Spiels. Nur dass ihr bei Early Access Titeln noch über die Entwicklung mitbestimmen dürft und bei der Sorte „Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition“ einen feuchten Händedruck bekommt.

Zu dem Thema Vorabzugang werde ich allerdings noch einen separaten Artikel mit ausführlicheren Analysen erstellen, da das Thema hier den Rahmen sprengen wird.

Die Ultimate Edition

Doch das Absurditäten-Kabinett geht weiter: wer noch nicht genug Geld ausgeben hat, kann sich noch die Ultimate Edition zulegen, zum Schnäppchenpreis von nur 129,99€. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und umgerechnet, was man sich davon stattdessen holen könnte:

  • 1,8 Gramm Gold nach heutigem Wechselkurs (Stand: 21.04.2024)
  • 17 Döner und ein Soßenbrot nach heutigem Wechselkurs (7,50€ pro Döner)
  • 68,42 Liter Benzin Super nach heutiger Stimmungsschwankung der Tankstelle
  • 10 Monate Netflix im Standard-Abo holen
  • Zweimal Schwarzfahren, um nur dann für ‘nen 10er ein Hinfahrt Ticket zu holen
  • 2x Schwarzfahren und dann aus Fehlern lernen und den übrigen endlich 10er für ein Ticket ausgeben
  • Oder einfach 130-mal bei Sanifair aufs Klo zu gehen
129,99€ für die Ultimate Edition.

Stattdessen kann man sich aber auch Outlaws in der Ultimate Edition holen, doch was bekommt man dafür dann alles? Ein digitales Artbook und NOCH MEHR KOSMETISCHE ITEMS! Kein Scherz! Dabei sind wir preislich nicht mehr von den physischen Collectors Editions entfernt, die jedoch ein echtes Artbook, den Soundtrack auf CD, ein Steelbook und eine Sammlerfigur angeboten haben. „Far Cry Blood Dragon“ wird beispielsweise dieses Jahr nochmal neu in einer Limited Collectors Edition erscheinen und bietet schier unendlich viele Figuren, mit VHS Kassette zu Promomaterial, dem Soundtrack mit USB Stick im Kassetten Design und ein Booklet an. Und nochmal, dies alles bekommt man tatsächlich physisch zum Anfassen und Ausstellen für ebenfalls 124,99$.

Far Cry Blodd Dragon und die Limited Run Collectors Edition

Zu guter Letzt das Abo

Wer jetzt dachte: „Oh man ey, stimmt, das ist wirklich alles ein Schweinegeld, was ich hier ausgebe“, der kann unbesorgt sein, denn all diesen kosmetischen Müll kann man sich auch einfach im Abo von „Ubisoft+“ zulegen für nur, günstige 17,99€! Das ist einfach teurer als der Rundfunkbeitrag und schon der bietet für sein Geld enorm viel Blödsinn an. Um dies aber zu verschleiern, wird das Abo Modell blau schraffiert, um somit dem Käufer zu suggerieren: „Hey, willst du sparen? Dann schau die ganzen Versionen des Spiels an und du könntest ja nach dieser ganzen Kaskade auch einfach ein Abo abschließen, wo du alles von ‚Star Wars Outlaws‘ bekommst und noch 100 weitere Spiele! YEAH! Klingt das nicht geil?“

Und eben genau jene Absurditätenkaskade wird nur noch dadurch getoppt, dass alle Preise, die ich eben genannt hatte, nur die PC-Version betrifft. Alle anderen die Outlaws für die Playstation oder Xbox spielen wollen müssen einfach bei allen Editionen, abgesehen vom Abo, zehn Euro mehr zahlen.

Ihr könntet mit 140€ viel klüger umgehen, als es für Star Wars Outlaws auszugeben.

Fazit:

Kurzum: Es ist schon bezeichnend. wie Ubisoft diese Pakete verkaufen will und man im Grunde für mehr Geld oder besser gesagt für eine Stange Geld zusätzlich zum eigentlichen Hauptspiel einfach nur digitalen Kram angeboten bekommt, der nicht sonderlich die Gameplay Erfahrung erweitert.
Mir ist bewusst, dass Ubisoft ein profitorientiertes Unternehmen ist und auch ein Produkt auf dem Markt bringt, mit dem sie Geld verdienen wollen, was auch vollkommen in Ordnung ist. Doch das Preisleistungsverhältnis zu den unterschiedlichen Versionen ist schlicht nicht gerechtfertigt.

Da kommen wir aber auch zum wichtigsten Kernthema der heutigen Stunde: NÄMLICH EUCH!

Jeder der von euch allen Ernstes diese Ultimate Edition holt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren oder zumindest zu Geld. Denn Ubisoft würde dies nicht anbieten, wenn sie wüssten, dass mit dieser Methode kein Geld zu machen sei. Ich sehe schon vor mir, wie Jens und Achim, wie wildgewordene Katzen, sich auf diese Gold oder Ultimate Editionen stürzen und fleißig die PayPal Kontodaten eingeben, um vorzubestellen. Wenn ihr einfach nur das Hauptspiel spielen wollt und gut ist. Alles andere macht keinen Sinn und ermutigt Ubisoft zu mehr solchen preislich unfairen Collections. Oder abwarten und dann das Spiel holen, wenn es günstiger ist. Ansonsten beschwert euch nicht. Es liegt am Ende somit an euch und eurem Kaufverhalten!