Es war ein offenes Geheimnis, dass von Sony ein PlayStation 5 Pro-Modell kommen würde. Allerdings ist das Internet geradezu schockiert darüber, wie Sony sich den Preis für dieses Modell vorstellt: Sage und schreibe 800 Euro soll es kosten! Der Einzige, der nicht überrascht ist, bin ich. Warum? Das erkläre ich euch.
Was ist das Problem?
Nach langem Hin und Her haben wir nun die Gewissheit: Sony wird am 7. November 2024 eine PS5 Pro herausbringen. Allerdings geht es direkt nach dem gestrigen Livestream zur Ankündigung ein Raunen durch die gesamte Gaming-Landschaft. Die PS5 Pro wird nämlich 799 € kosten – ein exorbitanter Preis, den man für eine Konsole kaum bis gar nicht zuvor gesehen hat. Oder doch? Das ist nicht das erste Mal, dass Sony eine absurd teure Konsole veröffentlicht
PTBS von der PS3
Flashbacks kommen hoch von der legendären E3-Ankündigung 2006 von Sony zur PlayStation 3. Damals waren ebenfalls alle vom Preis der neuen PlayStation 3 schockiert, da sie 499 Dollar für die kleine Version und satte 599 Dollar für die große Version kosten sollte. In Europa erschien die Konsole nicht nur vier Monate verspätet im März 2007, sondern hatte den exakt gleichen Preis, wie in den USA. Satte 600 Euro (der „Teuro“ war damals erst seit fünf Jahren das neue Zahlungsmittel) musste man für diese High-End-Konsole blechen, und retrospektiv betrachtet ist selbst heute noch dieser Preis teurer als die jetzige PS5 Pro! Wenn man die 600 Euro von 2006 Inflationsbereinigt hat, ergibt sich ein Wert von ca. 883 Euro heute.
Das falsche Gesamtpaket
Nun könnte man sagen: „Ist doch alles halb so wild, man bekommt ja auch ein fettes Stück Hardware mit ordentlich Power in einem krassen Gesamtpaket!“ Und prinzipiell ist das richtig, allerdings gibt es viele „Aber“. Denn es wäre nur die halbe Wahrheit, zu sagen, dass die PS5 Pro „lediglich“ 800 € kosten würde. Zur Wahrheit gehört auch, dass Sony seit dem kleineren Slim-Modell nun eine Politik der Einzelteile verfolgt. Hat man 2020 noch für 500 € eine PS5 in einem Paket aus Standfuß und Laufwerk dazu bekommen, muss man sich diese Dinge heute einzeln dazu kaufen. Der Standfuß kostet etwa 30 € und das üppige Laufwerk 120 € extra. Das macht insgesamt 150 €, die man theoretisch zu den 800 € für die PS5 Pro hinzurechnen muss, wenn man eine Konsole wie die von 2020 haben möchte. Damit wäre man bei absurden 950 € – FÜR EINE SPIELEKONSOLE!!!
Und damit wäre sie dann doch teurer als die PlayStation 3, die in ihrer ursprünglichen, 2006 veröffentlichten Form ein Blu-ray-Laufwerk (womit man sich damals den Kauf eines teuren Blu-ray-Players ersparen konnte), vier USB-Slots, einen WLAN-Anschluss für drahtlose Internetverbindung (damals keine Selbstverständlichkeit), ein SD-Kartenslot (womit man auch einfach Linux auf dieser Konsole installieren konnte) hatte und sogar abwärtskompatibel zur PS2 und PS1 war. Das musste man der PS3 lassen – das war noch wirklich ein Gesamtpaket!
Wo sind die Spiele!?
Und selbst von der geballten Grafikpower hat man kaum etwas zu sehen bekommen. Das Einzige, was von dem 10-minütigen Livestream hängen bleibt, ist, dass die Konsole jetzt auch 4K in 60 Bildern mit RayTracing wiedergeben kann… Und selbst hierbei, hat man einfach nur alte Spiele gezeigt, die schon vor Jahren rauskamen, wie Ratchet and Clank (2021) oder The Last of Us Part 2 (2020) und keine Spur von neueren Grafikwunder Spielen. Da fragt man sich zurecht: „Wo sind denn nun eigentlich die krassen Spiele, die ich allein wegen ihres grafischen Aussehens kaufen möchte?“
Es sind vier Jahre seit dem Beginn der 9. Konsolengeneration vergangen und seitdem sind wahrlich nur eine Handvoll Spiele erschienen, die exklusiv für die PS5 rauskamen und die keine Cross Gen Titel für PS4 und PS5 waren. Um genau zu sein, sind es lediglich 21 Titel, di die ausschließlich für die PS5 erschienen sind! Umso mehr fragt man sich dann: „Wofür zur Hölle soll ich mir dann diese Konsole holen zu diesem über teuren Preis!?“
Die Arroganz ist zurück
Ähnlich, wie damals 2006, tut Sony dies bewusst aus einer Position der Stärke heraus. Sie dominieren den Videospielmarkt, wie einst zur PlayStation 2 Ära. Dort hatte Sony die PS2 sage und schreibe 154 Millionen Mal verkauft und war damit die erfolgreichste Konsole aller Zeiten. Aus dieser Position der Arroganz, dachte Sony sie könnten tun und lassen, was sie wollen, da die Leute sowieso ihre Konsolen kaufen würden. Jedoch hatte Sony nicht mit der Attraktivität der Xbox 360 von Microsoft gerechnet, die nicht nur ein Jahr früher als die PS3, sondern war auch günstiger damals (das teuerste Modell kostete 399€). Die sorgte dafür, dass sich die PS3 in den Anfangsjahren so ziemlich gar nicht verkaufte, weswegen Sony mehrere Revisionen der PlayStation 3 vornehmen, den Preis anpassen und eine Menge guter Spiele veröffentlichen musste, bis sie die Xbox 360 von Verkaufszahlen her wieder einholen konnte.
Sehr ähnlich sieht es heute aus. Microsoft ist mehr oder weniger raus aus dem klassischen Konsolengeschäft und möchte immer mehr zum Netflix der Games werden mit ihrem Game Pass, wo man in einem Abo eine Vielzahl an Spielen herunterladen oder im Stream spielen kann. Und sowohl die letzte, als auch die jetzige Konsolengeneration dominieren den Markt. Die PlayStation 4 hatte sich 117 Millionen Mal verkauft (Microsofts Xbox One aus der Zeit lediglich 59 Millionen) und ist damit die fünft erfolgreichste Konsole aller Zeiten geworden. Ähnlich gut sieht es bei der PS5 aus die sich jetzt bei ca. 60 Millionen verkauften Einheiten bewegt, während Microsofts Xbox Series bei etwa 30 Millionen liegt und somit gerade mal die hälfte der PlayStation 5 hat.
Sony wird zu Apple werden
Ein Aspekt, der jedoch nicht unterschätzt werden sollte, ist die Neuausrichtung Sonys bezüglich der PlayStation Marke. Seit einigen Jahren soll PlayStation nicht nur noch für eine Videospielkonsole stehen, sondern für eine premium Luxusmarke. So ist es nicht verwunderlich, dass sie immer mehr Komponenten aus der Konsole herausnehmen und diese dann für einen teuren Preis separat verkaufen wollen. Apple beispielsweise tut dies schon seit Jahren und verkauft ihr IPhone nicht mal mehr mit einem Ladekabel heutzutage, mit der Begründung, die Leute hätten ja schon genug Kabel zuhause. Und falls doch dann kauf das Apple Ladekabel gefälligst bei uns für 20€. Und genau daran orientiert sich Sony.
Die PS5 Pro ist der endgültige Beweis, dass Sony nun mehr höhere Preisklassen ansprechen möchte und weniger den „Otto Normalverbraucher“, der lange auf so eine Konsole sparen müsste. PlayStation soll zu einem Statussymbol werden, ähnlich wie es Mercedes grade wird, die sich auch immer mehr von den normalen und einfachen Mittelklasse Autos, wie der A oder B-Klasse (Preise von ca. 30.000 bis 60.000 Euro), verabschieden und immer mehr G und S Klasse vermarkten möchten, wo Preise von 150.000 Euro aufwärts gehen.
Allerdings ist dies ein schmaler Grat, denn ähnlich wie bei Mercedes, waren es einfache Leute, die sich eine Konsole geleistet haben für ihren täglichen Zeitvertreib. Und es reicht nicht einfach nur teure Produkte auf den Markt zu bringen. Apple betreibt seit Jahrzehnten aktives Marketing und sind womöglich die Besten, wenn es darum geht ein überteuertes Produkt (meiner Meinung nach) perfekt zu vermarkten, dass es für einen gewissen Lifestyle steht, der über dem rationalem steht.
Fazit: Sony ist nicht Apple
Doch bei dem gestrigen Event lies Sony nichts davon spüren und ich bleibe dabei. Eine kleine Elite wird sich diese Konsole holen, doch die breite Masse wird Sony damit nicht erreichen können. Es bleibt abzuwarten, ob wir jemals die 9. Konsolengeneration verlassen werden oder wir nur noch geupdatete Versionen der aktuellen Konsolen bekommen werden.