Disclaimer: Da der Konsolenkrieg ja wieder im vollen Gang ist, handelt es sich hier um meine persönlichen Gedanken, Eindrücke und Meinungen insb. Als PC-Spieler, der auch eine PS5, Switch und GamePass besitzt. Die genannten Titel, Firmen und Marken sind nur BEISPIELE, die meine Beobachtung, Erfahrungen und Gedanken aufzeigen.
10€ im Monat für über 400 Spiele, inkl. Day One Release im Game Pass oder 120€ im Jahr für Playstation Klassiker, hunderte PS4+PS5 Games und Online-Funktionen klingen ebenfalls gut. Auf dem Papier kriegen wir hier richtig viel Inhalt für wenig Geld.
PC-Spiele sind schon lange nichts mehr „wert“
Ich schreibe diese Zeilen Ende Juli 2023. Der Steam Summer Sale ist ein paar Tage vergangen und Mastercard verdiente an Valve und mir diesen Monat wieder gut. Denn iwe immer habe ich mir, so wie sonst auch immer, irgendwelche Spiele für meine „Sammlung“ gekauft. Spiele, die ich für den nicht rabattierten Preis teilweise gar nicht mal mit der Zange anfassen würde, wie beispielsweise den Autobahn Police Simulator. Steam hat in den letzten 20 Jahren mich nicht nur mehrere Tausend Euro gekostet, sondern auch den „Wert“ von PC-Spielen nahezu vernichtet. Bibliotheken von über 300 Spielen sind nichts Besonderes mehr, denn die nächsten 20 Titel sind für 40 € im kommenden Sale zu haben und die Flatrate Abos machen es nun für die Konsolen noch viel schlimmer.
Zeit ist nichts Wert
Jetzt tippen einige von euch in die (deaktivierten) Kommentare, wie Unrecht ich doch habe. Wie ihr aus eurem 15€ Abo für jeden Euro zwei Stunden Spielzeit rausbekommt und was für ein guter Deal das doch wäre. Horizon Forbidden West wäre ja einzeln 40€ bei Saturn gewesen und ist in 30 Stunden durch. Nach der Logik wäre Hobbit 1-3 im Extended Cut mehr „wert“, als der Herr der Ringe 1-3 in der Kinofassung und da sind wir uns einig, dies ist definitiv NICHT der Fall. Denn der „Wert“ richtet sich ja nicht nur an Geld und Zeit. Wenn sowas wirklich das wichtigste Argument wäre, dann müsstet ihr alle grindlastige Schrott-MMOs spielen oder Candy Crush.
Was ist Wert
„Wert“ habe ich jetzt schon mehrfach genannt, doch was meine ich damit, wenn nicht die verbrachte Zeit? Die Dudendefinition „einer Sache innewohnende Qualität“ trifft es halbwegs passend. Jedoch sind die Qualitäten mehr subjektiv und beruhen auf Gefühlen, Erinnerungen und Vorlieben. CoD MW 2 (2022) ist objektiv das bessere Spiel als Sakuna: Of Rice and Ruin. Es hat mehr Polygone, professionellere Audioabmischung etc. Doch vergleiche ich die beiden Titel, sind die 50 Stunden in Modern Warfare 2 mir weniger „wert“ als die 20 Stunden in Sakuna. Fragt mal meine Freunde, wie häufig ich denen mit diesem Titel auf den Sack gehe. Mich berührt Sakuna mit seinen Mechaniken, seiner Präsentation, Musik und anderen Dingen viel mehr. Und hier sind wir am Kern der Thematik: der subjektive „Wert“, also unserer Verbindung zu einem Unterhaltungsgegenstand. Zusammen mit dem Versuch diesen subjektiven Wert, fast schon krampfhaft objektiv zu betrachten.
Die Einladung zur Mittelmäßigkeit
Machen wir einmal einen Exkurs in den Bereich des Films und der Serien. Ich bin hier ehrlich mit euch, die meisten Shows und Filme, die ich mal anfange, beende ich nicht. Klar gibt es Vollkatastrophen, wie Kenobi oder Book of Boba Fett. Auf der anderen Seite kommen manchmal auch Hits, wie Star Wars Andor oder Stranger Things. Doch die Bibliotheken der Streaming Anbieter sind voll mit vergessenswürdigen Titeln, wie Bodyguard oder der Türkisch für Anfänger Film. Designend oder eingekauft, um euch möglichst im Abo zu halten. Gerade gut genug, um einen zu beschäftigen und berieseln zu lassen, bis in 3-6 Monaten der nächste besser aussehende Titel kommt. Zusammen mit grottigen „Empfehlungsseiten“, die nichtssagender sind als ein Minister bei Lanz.
Im Gaming ist es jetzt schon nicht anders. Beide großen Dienste sind aufgebläht mit Titeln, die man entweder von Ubisoft+ oder EA Play mit drin hat, wie Mirror‘s Edge Cataclyst oder die Sims 3: Starter Paket (nicht mal mit nennenswerten DLC). Oder weitere vergessbare Titel, wie Car Mechanic Simulator 2021, Mahjong, 7 Days to Die, Disneyland Adventures und Monopoly Madness, die im Abo enthalten sind. Bei Sony mangelt es an frischen großen Titeln und Microsoft hat in den letzten Jahren eher selten gute Titel geliefert, die nicht in eine Nische fallen.
Menüführung und Auffindbarkeit aus der Hölle
Die Bedienung der Abos ist eine Zumutung. Sowohl die PS Plus Bibliotheken als auch die Xbox App am PC gehören in den 9 Zirkel der Hölle für die Unübersichtlichkeit und schlechten Filter. Nein Microsoft: 16 „Genre“ sind nicht genug. Nein „Action & Adventure“ ist keine Catch-50% Kategorie; Und wieso ist die Mass Effect Legendary Edition da drin, die anderen „alten“ Titel aber nicht. Obwohl die deine Auswahl unnötig aufblähen. Von Phoenix Point in derselben Kategorie fangen wir gar nicht an.
Um fair zu bleiben, muss gesagt werden, dass die Playstation Menüführung seit der PS4 schon eine Vollkatastrophe ist. SONY! Wieso muss ich in meiner Playstation erst in einem Hauptmenü, (auf einer Achse, MSFT hat wenigstens Kacheln im Hauptmenü) komplett nach Links, jetzt nach unten Drücken und dann wieder hoch um dann 3-mal nach rechts auf „Spiele“ zu gehen. Obwohl die große Standardkachel im PS Plus Menü sagt „Spielekatalog“, dann sind da aber nur „Neuheiten“ drin. Setzen SECHS.
Am Ende scrollt man, wie auf Netflix und Disney+ nur wieder eine halbe Stunde durch die Auswahl und landet doch wieder auf YouTube.
Das Langfristige Problem
Wie ich jetzt in einem langen Beitrag dargelegt habe, finde ich die Abo-Dienste mindestens schwierig. Für Leute, die möglichst viele Titel spielen wollen und denen entweder Qualität oder Langlebigkeit des Inhaltes halbwegs egal sind, sind beide Angebote sicher eine gute Wahl. Für alle anderen sind sie eher keine gute Wahl.
Sie nehmen uns teilweise die Bindung, während wir früher uns noch über jedes Spiel gefreut haben, liefern uns die Abos das ganze „frei Haus“ und nehmen ein wenig die Bindung an „unser“ Spiel. Auf der anderen Seite geben wir den Anbietern noch mehr Verhandlungsmacht und an Firmen, wie Disney, sieht man wohin es führen kann. Es werden auf Zahlen im Abo-Dienst geschaut und alles, was nicht die Erwartungen erfüllt, fliegt schnell wieder und bei allem anderen zählen nur noch die Zuschauerzahlen und Watch-time. Beides Messbare und Beeinflussbare Zahlen, die oft nicht wirklich aussagekräftig sind.
Dementsprechend fragt euch, sind die knapp 100€ für PS+ oder Game Pass es wirklich „wert“?